Wer nach diesem Meisterwerk der Vollzeitdilettanten von Review-Base noch meint, es ginge mit dem deutschen Bildungssystem langsam bergauf, dem sei mein Respekt gezollt, denn sich so stark gegen die Realität zu stellen, erfordert ein extrem hohes Maß an Willensstärke.
Man muss kein Anhänger der Alten Schule sein, man muss sich nicht über seltsame Ausdrück der jüngeren Kohorten unserer Gesellschaft aufregen, man muss auch nicht mit dem Duden unterm Kopfkissen nächtigen, um zu erkennen, dass bei RB einiges nicht stimmt.
Je öfter ich diesen Absatz lese, desto mehr Fehler fallen mir auf und desto weniger verstehe ich ihn. Ich habe lange gegrübelt bis ich verstanden habe, was der Schreiberling aufs virtuelle Papier klatschte. Es ging dabei gar nicht um Informationen, um Orthographie, nein, es ist schlicht eine Ode an einen der bekanntesten deutschen Wortakrobaten der Neuzeit. Der ehemalige Landesfürst, oder wie ihn Dieter Hildebrandt einst nannte: „der langjährige Stoiber in der ewigen CSU“, war bekannt dafür, dass er seinem Vorbild, der Rhetorikdampfwalze Franz Josef Strauß, allenfalls in Sachen Inhaltsleere und Platitüdenvielfalt erreichte, nicht aber auf der Wirkungsebene, und genau da sind wir dann wieder RB: treu nach der Devise „Was einmal schockiert, tut es auch ein zweites Mal“ legt RB nochmal nach:
Als ich in der ersten Klasse saß, vermittelte mir meine Deutschlehrerin, ein typischer DDR-Drache, eine simple Regel: „Junge, zwar wird „Wasser“ groß geschrieben, aber nicht alles, was mit „Wasser“ anfängt! Denk immer an die Hilfsfrage „wie ist etwas?“, dann bekommst du ganz fix mit, was klein geschrieben werden muss.“ Recht hatte sie, wenn ich auch auf das den Hinweis einleitende fliegende Stück Kreide hätte verzichten können. Damals gab es das „dass“ übrigens noch nicht, aber dass man das „dass“ auch falsch anwenden kann, wurde dem Schreiberling von RB ja erfolgreich eingeimpft.
Es ist, das darf gesagt werden, aber schon deutlich zu erkennen, dass der Schreiberling sich bewusst war, dass er die Durchlagskraft des ersten Lachers nicht wiederholen können würde. Statt zu versuchen, sich permanent in möglichst komplexen Satzstrukturen zu verstricken, wurde anschließend auf einen alten Trick zurückgegriffen: einfach mal etwas missverstehen und unsinnig umformulieren:
Das grande finale ist in Opern, Belletristik und auch im Sport oft ein Höhepunkt, dramaturgisch perfekt inszeniert, zeitlich wunderbar bestimmt und auch ohne retardierendes Moment lässt es den Zuschauer nochmal in eine tiefe Emotionalität abgleiten – und so legt man noch mal finaler Weise nach:
Eine Frage zum Schluss: wie muss man etwas Niedergeschriebenes werten, wenn man nicht einmal dazu kommt, sich über die Semantik Gedanken zu machen, sondern stattdessen schon ob der Syntaktik verzweifelt?