Es mag mathematisch gesehen nicht korrekt erscheinen, doch hinter dem Titel steckt eine unmathematische Logik. Die erste Zehn steht für die Höhe der Schneedecke in Zentimetern hier in Leipzig, die zweite für die typische Temperatur unter Null, die Summe ist die Reisezeit in Minuten von X nach Y. Dass Temperaturwn sowie Schnee einen gewissen Einfluss auf Reisen ganz generell haben, ist ja nichts neues und jeder, der schon mal im arktischen Winter zum Nordpol marschierte, wird wissen, dass es beschwerlicher ist als im arktischen Sommer, doch was vergleichweise harmlose 10cm hier und -10°C dort in einer deutschen Großstadt bedeuten, wird einem dann doch erst so richtig klar vor Augen geführt, wenn man bei diesen unglaublich wiedrigen Bedingungen den öffentlichen Personennahverkehr benützen will. So wird aus einer kleinen Reise von Leutzsch nach Anger-Crottendorf, die eigentlich samt Umstieg und Raucherpause am Hauptbahnhof nur knapp 40 Minuten dauert, ein fast schon abendfüllender Trip.
Auf den Bus wollte ich nicht warten, dieser hatte auf dem Hinweg schon satte 22 Minuten Verspätung, also stapfte ich direkt zur TRAM, welche allerdings nicht kam – und auch die Nachfolgebahn wollte nicht erscheinen. Folglich schlich ich zur nächsten Haltestelle, an welcher noch eine andere Linie fährt, die mich direkt nach Leutzsch bringt. Nun, dies dachte ich zumindest, doch Fahrplan und Erfahrungen gelten nichts mehr, sobald der Schnee mainzelmännchenhoch liegt und die Temperaturen Frostfachniveau (zwo Sterne) erreichen. Ich wärmte mich kurz im zwischen den TRAM-Stationen liegenden Supermarkt auf, shoppte noch eine Laugenbretzel, und als ich an der Haltestelle ankam, war meine Freude recht groß, dass in der Ferne schon die TRAM zu sehen war, sogar die passende, deutlich erkannte ich eine „7“, gefasst in warme gelb-goldene LEDs. Leider war es nicht die erhoffte 7, sondern die „7E“ und diese fuhrt nur bis Hauptbahnhof – warum auch immer. Über eine halbe Stunde wartete ich nun am HBF, bis dann endlich die „echte 7“ kam, so recht an eine Glückszahl mochte ich nicht glauben. Bis zum Eingang zu Lindenau vergingen nicht die üblichen 10, sondern satte 15 Minuten, doch sei es drum, das macht nicht viel aus. Eher schon der seltsam Lange halt vor der Haltestelle, welcher nach 10 Minuten von einer Lautsprecherdurchsage begleitet wurde. Die mehr oder weniger freundliche Stimme teilte den engstehenden Fahrgästen mit, dass eine Weiterfahrt aufgrund eines technischen Defektes nicht möglich sei, die Fahrgäste doch bitte aussteigen mögen. Dies tat jedoch keiner im Wagon, woraufhin der Fahrer der TRAM runde 10 Minuten später mitteilte, dass es Probleme mit den Gleisen gäbe und eine Weiche defekt wäre. Da das Sauerstoffnieau im Abteil unschöne Tiefen erreichte und ich nicht Willens war, dem Kondenswasserstrom der Fenster eine weitere halbe Stunde (oder gar länger) auszuweichen, entschied ich mich, getrieben von einer leichten Wut, die TRAM zu verlassen und perpedes den letzten Teil der Strecke, etwas über zwo Kilometer, zurückzulegen. Genau eine Stunde und 57 Minuten nachdem ich die Wohnung X verlassen hatte, kam ich in der Wohnung Y an, die TRAM 7 stand derweil immer noch vor der defekten Weiche.
10 Grad unter Null, 10cm Schnee und schon solch ein Chaos bei den LVB? Es ist Dezember, meteorologisch gesehen Winter, und es frieren Weichen ein? Speziell nach dem knackigen Winter 09/10 sollte doch eigtl. auch bei den LVB das Thema „Winter“ bekannt sein, dessen Nebenwirkungen natürlich auch, doch weit gefehlt. Der HBf war nicht geräumt, Busse und Bahnen fuhren auf anderen Wegen, Lautsprecherdurchsagen gab es nicht und auf den Info-Tafeln stand nur „Auf Grund der Witterungsverhältnisse kommt es auf allen Linen zu teils erheblichen Verspätungen“ – na, danke für diese Info, das hätte sonst sicher niemand gemerkt!