neulich in der Verwaltung

Nehmen wir mal an, es gäbe da einen Politologen aus L., dieser arbeitet für eben diese Stadt an einem Projekt, das Konzept der Städtepartnerschaften mal so richtig auszubauen. Ziel ist es, die Vorlage an den Oberbürgermeister möglichst schmackhaft zu gestalten. Das Projekt an sich ist nicht kompliziert, es geht um die Präsentation der Partnerstädte im Stadtbild, um unzählige Aktionen, um Tourismus, die vielen Vereine, den Kultur- und Wirtschaftsstandort L., halt darum, die Potenziale wirklich mal auszunutzen. Der Politologe Arbeitet hierfür für ein Referat, welches sich für die europäische und internationale Zusammenarbeit stark macht. Anfang April ging es los, er sollte konkrete Pläne auf Basis von Best Practices anführen, die Forderungen darstellen, die Gliederung des Antrages und die Begründungen ausarbeiten. Nach 4 Tagen war er damit fertig.
Der zu erarbeitende Teil des REIZ bestand darin, 6 bis 8 Sätze über die aktuelle Situation und den Grund, warum das Konzept so wichtig ist, zu verfassen. Das Referat nahm sich hierfür eine Woche Zeit („jeden Tag einen Satz“). Nach dieser einen Woche war jedoch nichts passiert. Auch 3 weitere Tage später war kein Ton zu hören, kein Satz zu lesen. Darauf hin entschied der Geschäftsführer der Fraktion, dass der Politologe sich darum kümmern solle. Da der Politologe dies bereits ahnte, brauchte er nicht einmal eine Stunde, um die Arbeit des REIZ zu erledigen.
Nach zwo geplatzten Terminen begab sich der Politologe einfach direkt in die Höhle des Löwens, legte seine Ausarbeitung vor und bat um schnellstmögliches Feedback, bis Ende April muss der Antrag eingereicht werden, viel Zeit bleibt also nicht. Das Feedback wurde versprochen, am 20. April wolle man sich melden. Der Geschätfsführer meinte sogleich „Aha, also frühestens 22. April“. Am 22. April allerdings war ja Stadtratssitung mit dem Tagesordnungspunkt #8: die Wahl des Beigeordneten für Kultur („Kulturbürgermeister“). Auf den Tag genau 63 Jahre nach der Vereinigung von SPD und KPD gelang den beiden roten Fraktionen im Stadtrat ein Husarenritt: der Kandidat der LINKEN wurde gewählt, nur ein Abgeordneter enthielt sich, nur einer stimmte für den Kandiaten der GRÜNEN (welcher von FDP und CDU unterstützt wurde). Dieslag auch daran, dass die SPD am Vortag ALLE Ausschüsse und Sitzungen kurzfristig absagte und die Fraktion extrem auf den Kandidaten einschwor.
Doch zurück zum REIZ: am 23. April wurde ein Gesprächstermin vereinbart, am 24. April um 11 Uhr solle das Konzept besprochen werden. Der Politologe hätte gemütlich übers Wochenende, nachdem er die Wirtschaftskonfeenz am Samstag überlebt hat, die Wünsche des REIZ beachten und den Antrag an den OBM prinzipiell fertigstellen können.
24.04.2009, 09:25, Anruf aus der Fraktion: „Das REIZ lässt sich entschuldigen, Kannst Du bitte einen Termin für Montag machen?“
24.04.2009, 09:28, Anruf ins REIZ: „Wie schaut’s aus? – Aha, 27.04. um 13 Uhr? Na OK“

Tja, da sitzt er wieder, der Politologe, und wartet, dass sich mal was tut. Im Hinterkopf hat er schon einen Satz: „Aufgrund massivem Personalsmangels und Überlastug des Referats, wird die letztmalige Verlängerung der Antragsfrist zur Vorlage des Antrages 40x beim OBM für den 30.05.2009 beantragt.“ … grmpf!

MFG IVI