Ein Jahr, kein Jahr

Lottozahlen im TV: wenn ich spielen würde, täte ich micht jetzt bestimmt ärgern, dass meine Zahlen immer genau eine Nummer daneben gelegen haben. Vor exakt einem Jahr habe ich das auch schon gedacht.

Eine neue Version von Firefox ist rausgekommen, irgendwie hat sich aber nicht wirklich was getan. Vor einem Jahr war es genauso.

Ein Doping-Fall erschüttert die Tour de France. War vor einem Jahr auch nicht anders.

Meine Handy-Rechnung für Juni trudelt ein, 10 Euro und 28 Cent. Im Juni 2011 war sie genau so hoch.

„Im Laufe des nächsten Tages entwickeln sich wieder einige Schauer und kräftige Winde.“ Das habe ich vor einem Jahr auch gehört.

Gleich läuft wieder „Markus Lanz“ im ZDF. Vor einem Jahr laberte er auch wieder unnützes Zeug mit unnützen Gästen.

Auf dem Markt der feinen 120er Lüfter ist immer noch Noiseblocker der Platzhirsch. War letztes Jahr auch so.

Das Merkel ist Kanzlerin und sehr beliebt, die Regierung aber im Umfragetief. Same procedure as last year.

Eiskalte River-Cola schmeckt lecker. Tat sie auch letztes Jahr schon.

Aus der Kleingartenalage schräg drüben höre ich „Marmor, Stein und Eisen bricht …“. Tja, da hat sich auch nichts getan.

Hmm, da sagen immer alle, es wären kurzlebige Zeiten, die Welt wäre im Wandel, es würde sich so viel ändern … ist das so?

Na ja, OK, noch mehr Milliarden in den Euro-Rettungsschirm, noch mehr Unruhe in Nordafrika, noch mehr christliche Fundamentalisten in den USA,  noch mehr Skandale in der FIFA … ja, es geht voran.
Aber will ich da mit? Muss ich da mit? Kann der Rest der Menschheit nicht einfach allein gen Abgrund düsen? Klatscht dem Lokführer beifall, feuert ihn und den Kessel an, ich lehne mich zurück und genieße einen Schluck Lagavulin. Genau wie letztes Jahr am 18. Juli.